Die Geschichte beginnt zu Zeiten der grossen bischöflichen Herren von Sitten. Zachéo, ein Zwerg der aus Anniviers stammt und Mönch war, bot dem Bischof an, in das Herz des Tals vorzudringen, um dessen barbarisches Volk zu evangelisieren.
Gleich nach seiner Ankunft im Tal von Anniviers begannen die Gespräche. Doch Zachéo hatte gegen eine goldene Regel verstossen: Es war verboten, dieses Tal ohne Einladung zu betreten. Für dieses Vergehen wurde er vom Anführer der Bewohner von Anniviers zum Tode verurteilt und sollte in eine Felsspalte gestossen werden.
Doch Zachéo nahm seine schöne Bibel, schlug sie auf und bot ihnen einen Pakt an. Er sollte erst dann hingerichtet werden, nachdem er ihnen sämtliche hübsche Geschichten aus der Bibel vorgelesen hatte.
So vergingen Monate, ohne dass Zachéo in irgendeiner Weise beunruhigt wurde. Im Gegenteil hatten ihm seine Weisheit und seine Sanftmut die Zuneigung der Barbaren beschert. Diese waren von der Lektüre des Wort Gottes so fasziniert, dass sie wünschten, es würde nicht mehr aufhören.
Leider kam doch noch der Tag, an dem die schöne Geschichte zu Ende ging und Zachéo wurde nach oben gebracht, wo er dem dumpfen Krachen des Gletschers geopfert werden sollte. Der Zwerg wurde in das Maul des Gletschers geworfen, fiel jedoch nicht direkt hinein, sondern rutschte eher ab. Die Spalte nahm ihn in ihre Arme auf und legte ihn sanft in ihren Tiefen ab. Zachéo liess sich vom Bach treiben, setzte seinen Weg nach unten fort und tauchte schliesslich unter dem azurblauen Himmel und der goldenen Scheibe der Sonne wieder auf.
Völlig verblüfft fielen ihm die Barbaren zu Füssen. Ihr Anführer trat vor und verkündete:
Jesus von Nazareth ist unser Gott und Zachéo ist sein Hoher Priester!
Der Mönch Zachéo hatte also seine Wette gewonnen, er wurde kurz danach eingeladen, in das Tal von Anniviers zurückzukehren und liess sich dort als Pfarrer nieder.